10 Fragen an Franziska Bodendieck

Frau Bodendieck, seit einigen Jahren kommen Klienten zu Ihnen und konfrontieren Sie mit unterschiedlichsten Anliegen, welche sind das zum Beispiel?

Viele meiner Klient*innen wünschen sich eine Verbesserung ihrer Lebensqualität. Diese kann durch Krankheiten, Ängste, durch psychosomatische Beschwerden oder Konflikte in Beziehungen eingeschränkt sein.
Manche suchen auch Unterstützung in Trennungs- oder Trauerprozessen. Häufig geht es auch um die Aussöhnung mit den Eltern und mit der eigenen Biografie und um die Entwicklung unseres Potentials zu Glück, Beziehung und Intimität.

Was verstehen Sie unter Potenzialorientierter Psychotherapie?

Die Potenzialorientierte Psychotherapie umfasst, vor dem Hintergrund der humanistischen Psychologie ( Abraham Maslow, Carl Rogers, Milton Erickson), verschiedene Verfahren zur Förderung der im Menschen angelegten Ressourcen. Sie strebt in der therapeutischen Arbeit die Integration von Körper, Seele und Geist an und stellt dazu ein Spektrum an Methoden und Ansätzen zur Verfügung. Die Potenzialorientierte Psychotherapie fokussiert nicht allein auf die Beseitigung von Symptomen sondern konzentriert sich gleichermaßen auf die Entfaltung innewohnender menschlicher Qualitäten wie Präsenz, Offenheit, Freude, Mut, Stille, Hingabe, Mitgefühl und Liebe zur Wahrheit. Damit ist die Potenzialorientierte Psychotherapie mehr als nur ein Mittel zur erfolgreichen Anpassung des Ich an eine gesellschaftliche Norm.

Mit welchen Methoden und Herangehensweisen begegnen Sie den Menschen und ihren Problemstellungen?

Zunächst einmal beginnen wir oft damit, den Fokus der eigenen Aufmerksamkeit statt nach außen behutsam nach innen zu richten.
So können wir mehr und mehr die komplexe Welt unseres Inneren in unterschiedlichen, manchmal widerstreitenden Teilen erfahren.
Hierfür nutze ich gern die Hypnotherapie, deren Voraussetzung ein tiefer Entspannungszustand ist.
Eine weitere Methode ist die Aufstellungsarbeit. Sie gibt uns Möglichkeiten, diesen inneren Teilen ein Symbol und einen Ort zu geben, sodass ein äußeres Bild entsteht, das ganz bewusst betrachtet und schrittweise verändert werden kann.
Im Vordergrund aber steht für mich die persönliche Beziehung zwischen der Klientin oder dem Klienten und mir, die den gemeinsamen Forschungs- und Entwicklungsweg erst möglich macht.

Was machen Sie mit mir, wenn ich z.B. an Flugangst leide?

Ich ermutige Sie, sich Ihrer Angst zu widmen, sich ihr zu nähern und mit Neugier auf die Hintergründe zu schauen.
Wir könnten in einer Aufstellungsarbeit diese Angst und deren Funktion in Ihrem System erforschen. Der respektvolle und liebevolle Umgang mit Ihren einschränkenden Symptomen kann das Erleben der Situation bereits deutlich entschärfen.
Als unmittelbare Hilfe würde ich Ihnen mit den Klopftechniken der PEP (Prozess-und Embodimentfokussierte Psychologie) eine Methode an die Hand geben, mit der Sie sich selbst behandeln können.

Kennen Sie Panikattacken? Was mache ich, wenn mich eine erwischt?

Ja, ich kenne Panikattacken aus meinem jungen Erwachsenenalter.
Es kann ein erster Schritt sein, die Panik als einen inneren Teil zu erfahren und sie aufzustellen. Sie können lernen, mit ihr in einen Dialog zu treten. Wenn dazu noch andere Teile wie z.B. „das Ich“ und „der freie Wille“ aufgestellt werden, kann deutlich werden, dass „der freie Wille“ blockiert ist und die Panik eine Signalfunktion übernommen hat, dass vielleicht etwas Wichtiges im Leben fehlt. Mit der Panik in Kontakt zu treten und sie auf ihre positive Funktion hin zu erforschen, verändert oft das Erleben der Symptomatik. Sie können dann schrittweise lernen, diese Funktion auf andere Weise sicherzustellen. Und die Panik verliert ihre Bedrohlichkeit und wird im besten Fall zur kostbaren Beraterin.

Sind Ihre Therapieansätze zeitlich begrenzt oder können Sie die durchschnittliche Dauer einer Therapie benennen?

Das geht von weniger als fünf Sitzungen bis zur jahrelangen Begleitung in großen zeitlichen Abständen.

Können Sie sagen, welches Menschenbild Ihrer Arbeit zugrunde liegt?

Ich gehe davon aus, dass jede und jeder die Antworten und Lösungen, nach denen sie oder er sucht, bereits in sich trägt und es darum geht, den Zugang zu diesem Wissen behutsam freizulegen. Ich sehe mich als Prozess-Begleiterin, die der Klientin oder dem Klienten in ihrer oder seiner Suchbewegung unterstützt. Spirituell ausgedrückt: Ich glaube, dass es im Menschen innewohnende, unzerstörbare Selbstheilungskräfte gibt und dass es in der Therapie u.a. darum geht, den Zugang zu diesen Kräften sowie zum inneren Wesen zu finden.

Wann empfinden Sie eine gemeinsame Arbeit als gelungen und befriedigend?

Wenn ich das Gefühl habe, mein Gegenüber hat einen Entwicklungsschritt hin zu einem selbstbestimmteren Leben gemacht.
Ich möchte meine Klient*innen darin unterstützen, wählen zu können, wie sie ihr Leben leben.
Am Anfang erarbeite ich mit den Klient*innen sehr genau ihre oder seine Ziele und frage sie, woran sie oder er erkennen würde, dass wir erfolgreich gearbeitet haben. Im Verlauf der Arbeit kommen manchmal neue Ziele hinzu, ich hole mir dafür immer wieder einen neuen Auftrag.

Glauben Sie an die Möglichkeit der positiven Veränderung eines Menschen, wenn sich sein unter Umständen negatives Umfeld nicht verändert?

Ja. Ich glaube, dass die Veränderung eines Einzelnen eine Wirkung auf das sie oder ihn umgebende Umfeld hat und dass die Entwicklung hin zu mehr Freiheit und Selbstbestimmung ansteckend sein kann.

Wenn ich mir ein neues Leben wünschte, wäre ich dann bei Ihnen an der richtigen Adresse?

Klar! (lacht), aber im Ernst: Wir würden erkunden, was das für ein Leben ist, das Sie sich wünschen und was Sie daran hindert, dieses Leben zu führen. Und welche Fähigkeiten Sie entwickeln können, um dieses Ziel zu erreichen. Gern arbeite ich hier mit der sogenannten Zeitlinie im Raum.
Ein wesentlicher Faktor ist hierbei der imaginierte Blick vom Ende des Lebens auf das Heute, verbunden mit der Frage: „Was will ich gelebt haben?“